Soldaten marschieren, kämpfen, sterben.
Wenige Tage nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine erlebten die Katholiken Gerbrunns einen bemerkenswerten Sonntagsgottesdienst. P. Martin König hatte ihn vorbereitet. Was er aus persönlicher Betroffenheit heraus sagte, welche Texte und Lieder gehört und gesungen wurden, dass die Not und das Sterben der Menschen in der Ukraine eine Herausforderung für seinen eigenen Glauben bedeuten - darüber sprach P. Martin König ganz offen und ehrlich bei seiner Begrüßung und in seiner Predigt, ein glaubwürdiges Zeugnis eines jungen Priesters.
Den Altarraum hatte P. Martin gestaltet mit zwei Tüchern in den Farben der Ukraine - blau und gelb. Darauf stand eine Ikone von der "Mutter der immerwährenden Hilfe", ein von den Redemptoristen, dem Orden P. Martins, seit 1867 besonders verehrtes Gnadenbild.
Die Texte, moderne Psalmen, die zu hören waren, hatten es in sich: "Aufgeschreckt bin ich, Ewiger, reibe mir zitternd die Augen, ein Traum muss es sein, ein schrecklicher, ein Alptraum. Entsetzt höre ich die Nachrichten, kann es nicht fassen, Soldaten marschieren, kämpfen, sterben. Es ist Krieg". Und: "Nie werde ich verstehen, warum Du dem allen nur zusiehst, Deine Hand nicht eingreift und die Tyrannen zerschmettert". Aber auch: "Höre unser Beten, unser Schreien, es töne in Deinen Ohren, unsere Angst um die Welt unserer Kinder und Kindeskinder".
Der junge Ministrant Christian las die Fürbitten vor. Es ging einem ans Herz, als er für die Kinder betete, die in U-Bahn-Schächten und Kellergewölben Schutz vor den Bomben und Granaten suchen.
Auch das Orgelspiel und die Lieder, die Frau Heim intonierte und einfühlsam begleitete, entsprachen dem besonderen Ernst dieses Gottesdienstes. Aus dem baltischen Lettland, nicht weit weg von der Ukraine, stammt die Übersetzung des Psalm 137: "Wir, an Babels fremden Ufern, weit entfernt vom Heimatland, lassen unserer großen Sehnsucht, unseren Tränen freien Lauf" (GL Nr. 438).
Man war an diesem Sonntag dankbar, in der Kirche gewesen zu sein.
R.Kies
P.S. In der Sonntagsmesse am 13.3.2022 wurde die Bitte geäußert, evtl. privaten Wohnraum für Frauen und teilweise erkrankte Kinder aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Am Montag darauf meldeten sich erfreulicherweise bereits zwei Familien. Es wird weiterhin privater Wohnraum gesucht, um zumal Kinder aus Sammelunterkünften und Turnhallen zu holen.
Auskünfte erteilt gerne das Pfarrbüro St. Nikolaus (Frau Ziegler), Tel. 70 80 01, oder das Rathaus (Frau Schraud), Tel. 70 280 103.