Die Pfarrkirche St. Vitus geht in ihrer heutigen Form auf das Jahr 1613 zurück. Mehrfach erweitert und im 19. Jahrhundert spätklassizistisch ausgestattet bildet sie seit 400 Jahren und auch heute den Mittelpunkt unserer Gemeinde.
Adresse: Kirchplatz 1 97228 Rottendorf
Baugeschichte
Die Ursprünge unseres heutigen Gotteshauses liegen im 17. Jhdt. Unter dem Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 - 1617), Führer der Gegenreformation und Gründer der Universität und des Juliusspitales in Würzburg, kam es zu vielen Kirchenbauten in der Region um Würzburg.
1613/1614: Die damals bestehende Kirche wurde um die Bankreihe auf der Kanzelseite erweitert. Diese Erweiterung glich einem Neubau, denn von dem Vorgängerbau konnten nur die Rückwand und die nördliche Außenwand des Langhauses in den Um- bzw. Neubau mit einbezogen werden. Chorraum, Dachstuhl und die Sakristei wurden neu geschaffen. Der Turm hingegen, der damals vom Hauptbau gelöst an der nördlichen Seite des Langhauses gestanden hat, dessen Höhe niedriger als das Kirchendach gewesen sein muß und der wohl im „Echterschen Stil“ um 1576 erbaut worden war, blieb bestehen. Das genaue Weihejahr der Kirche ist unbekannt. Rottendorf zählte in dieser Zeit ungefähr 250-300 Einwohner.
1782/1783: Die Einwohnerzahl Rottendorfs war fast um das Doppelte gestiegen (ca. 550-600), und so wurde das Langhaus der Kirche bis zum Gemeindehaus, welches auch die Schule beherbergte, fünf Meter nach Westen hin vergrößert. Von dieser Erweiterng war ein Teil des Friedhofes betroffen. Um den neu geschaffenen Platz weitestgehend auszuschöpfen, wurde die kleine alte Empore auf eine neue gesetzt. Der Großteil der heutigen frühklassizistischen Kircheneinrichtung stammt aus eben dieser Zeit.
1861: Durch den Abriss des alten Rathauses war eine wiederholte "Streckung" des Langhauses nach Westen hin möglich. Ferner kam es zu einem Neubau des Turmes, der sich gleich im Anschluß an das Langhaus befindet und den Haupteingang beherbergt. Die Kirche erhielt mit diesen Baumaßnahmen ihre heutige Form.
In den folgenden Jahren wurde die Kirche mehrmals renoviert und restauriert. Die entscheidenen Renovierungen fanden in den Jahren 1947 - 1957 nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges unter Herrn Pfarrer Balling und 1985 - 1987 unter Herrn Pfarrer Siegfried Vogt statt. Diese beiden prägten wohl hauptsächlich das Erscheinungsbild unseres heutigen Gotteshaus.
Das Äußere
Eingespannt zwischen dem steil aufragenden Kirchenturm im Westen und dem großräumigen Chor im Osten steht der schmale und langezogene Hauptbau.
Der untere quadratische Teil des Turmes steht der Rückwand ein wenig vor und beherbergt das spitzbogige in Sandstein gefaßte Hauptportal. Im oberen Teil - ebenfalls aus Sandstein - nimmt der Turm eine oktogonale Form an und wird schließlich durch den Dachstuhl spitz in den Himmel geführt.
Der langgezogene Hauptbau - das Langhaus - wird von großer Einfachheit bestimmt! Der hohe, rechteckige Bau mit verputztem Mauerwerk findet allein in der Reihung der großflächigen Spitzbogenfenster seine Auflockerung. Diese sind wiederum von Sandstein umrandet und mit unbemalten, in Blei gefaßten Fensterscheiben aus leicht getönten Antikglas ausgefüllt. Ein Sandsteinsockel hebt den Baukörper vom Boden ab. Der eingezogene und niedrigere Chorraum kann als eigenständiger Baukörper gesehen werden.
Er wird durch die fünf Seiten eines Oktogons abgerundet. Die Strebepfeiler mit Sockel und Pultdach gliedern seine Außenwand und sind gemeinsam mit den Spitzbogenfenster und deren Maßwerk ein Anklang an die Gotik. Auch hier heben sich die Sandsteinfassungen der Fenster und der Strebepfeiler von dem verputzten Mauerwerk ab. Langhaus und Chorraum besitzen jeweils ein Satteldach. Dem Verzicht auf eine besondere Stilvielfalt und eine strikte Einhaltung des gotischen Spitzbogens verdankt das äußere Erscheinungsbild der Kirche seine Einheit und Klarheit.
Das Innere
Betritt man das Innere der Kirche durch das Hauptportal, kommt man in einen kleinen Vorraum mit Kreuzgewölbe. Von dieser „Eingangsdiele“ führt links ein Treppenhaus auf die Empore, rechts wurde bei der Kirchenrenovierung 1987 eine „Mariä-Schmerz-Kapelle“ mit einer Pieta-Figur im Zentrum geschaffen.
Geht man nun durch die Flügeltüren weiter in den eigentlichen Kirchenraum, befindet man sich vorerst unter der Empore, bis uns schließlich eine weite, lichtdurchflossene Halle mit Flachdecke empfängt. Auch hier dominiert wieder der gotische Spitzbogen in den Fenstern, den Türen und auch in den Kreuzweg-Bildtafeln. Die Flachdecke hebt sich durch ein Kranzgesims und die Stuckrahmungen bewußt von der Einfachheit der Wände ab. Der Raum wird durch die 1987 in dunkler Farbe lasierte Empore, Beichtstühle und Kirchenbänke, sowie durch das dominierende Blau des Deckengemäldes bestimmt. Das Grau des Muschelkalkbodens, der Seitenaltäre und der Kanzel vervollständigen die Farbpalette.
In den entscheidenen Kirchenrenovierungen nach dem zweiten Weltkrieg legte man Wert, das wirklich Wertvolle zu erhalten, die eigentlichen Kunstwerke hervorzuheben urid die Wände frei von Bemalungen zurücktreten zu lassen. Dies führte zu einem geschlossenen Gesamtbild des Raumes. Den Abschluß bildet der erhöhte Chorraum mit dem Hauptaltar im Osten. Er ist durch einen runden Chorbogen vom Langhaus getrennt. Dieser Chorraum wird eindeutig von der Gotik diktiert: Stiltypisch bemalte Rippensteine im Gewölbe und Maßwerke in den Chorfenstern. Um den Altar plastischer wirken zu lassen, war das mittlere Fenster ursprünglich vermauert gewesen.
1987 rückte man den Zelebrationsaltar unter den Chorbogen und verlegte den Ambo, den Priestersitz und die Sedilien der Ministranten aus dem Chorraum auf den erhöhten Platz vor dem Chorbogen. Diese Umstellung soll eine aktivere Teilnahme der Pfarrgemeinde an der Liturgie ermöglichen und damit dem Leitgedanken des zweiten vatikanischen Konzils gerecht werden. Die Verlegung des gottesdienstlichen Geschehens in Richtung Gemeinde sollte auch dem sehr langgezogenen Raum des Gotteshauses entgegenwirken.
Die Ausstattung
Ausgehendes Mittelalter
Auferstehungschristus aus der Riemenschneiderschule stammend und um 1490 geschaffen, befindet sich mittlerweile aus denkmalpflegerischen Gründen im Museum am Dom.
Renaissance
Chorbogenkreuz (hängt in der Mitte des Chorbogens): Mitte 16. Jhdt. Sakramentsnische (links neben dem Hauptaltar in die Wand eingelassen): einfache Umrahmung mit Pilastern, darüber Stembogenbekrönung mit Kreuz; Sandstein, um 1613 (Spätrenaissance).
Barock
Prozessionstafel (linke Kirchenraumwand): Walldürn - Wallfahrtsbildnis. Statue des hl. Nepomuk (hängt über der Prozessionstafel): um 1769.
Frühromantik
Gemälde der Seitenaltäre: aus der Frühromantik (um 1800); von dem Künstler Thalheimer in Öl auf Leinwand geschaffen; Bildinhalt: links "HL Familie" (insgesamt aus sieben Teilen - der mittlere Teil "Mutter mit Jesus" stammt aus dem Marienbild des Altarvorgängers um 1614) und rechts "St. Vitus". Ursprüngliches Deckengemälde: „Himmelfahrt Christi" aus der Rokokozeit (ebenfalls Künstler Thalheimer 1782). Medaillons über den Beichtstühlen: Hl. Petrus und Nepomuk. Medaillon über der Wandvitrine: Hl. Josef (ebenfalls von Thalheimer).
Frühklassizismus
Hauptaltar , Seitenaltäre, Kanzel, Beichtstühle, Wandvitrine, Taufstein, Kommunionbank (auf dem Dachboden) und das Prozessionskreuz (hinter der Chorbogenwand) sind früklassizistische Werke des fränkischen Bildhauers Georg Winterstein (1743-1806).
Historismus
Kreuzweg: Münchner Historienmaler 1870.
Moderne
Deckengemälde: Ein Zentralgemälde von Prof. Hans Uhl aus Adelholzen bei Traunstein 1953-1954 geschaffen; Bilderfolge: Geburt des Heilandes, sein Tod am Kreuz und seine Himmelfahrt; Medaillons in den Ecken: die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Medaillons längsseits des Gemäldes: Hl. Kilian und Johannes der Täufer.
Rottendorfer Käppele
Das Rottendorfer Käppele liegt östlich auf der Höhe über dem Dorf an einem alten Fußweg nach Dettelbach, von dem nach Hause kommend ein Jerusalempilger im 17. Jahrhundert dort einen Bildstock stiftete, aus dem im Laufe der Zeit das Käppele wuchs.
Kontakt: Pfarrbüro Claudia Ott (09302) 98999-0