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 Die „Wanderkrippe“ von St. Nikolaus

Eine schöne Idee, die offensichtlich gut angekommen ist, hatte zu Beginn der Adventszeit im November 2020 das Familiengottesdienst-Team von St. Nikolaus: eine „Wanderkrippe“, eine „Krippe im Advent unterwegs“.
Eine einfache, leere Holzkiste konnte am 1. Advent aus der Kirche nach dem Gottesdienst mitgenommen werden in der Hoffnung, dass in den folgenden Wochen in dieser Kiste eine „Weihnachtskrippe“ entstehen würde. Was im Spätmittelalter, vor allem in Italien, begonnen wurde – in der Prager Jesuitenkirche stand die erste Weihnachtskrippe nördlich der Alpen im Jahr 1562 – sollte nun durch das Werk von ca. 20 Familien und Gläubigen in der Gerbrunner Pfarrgemeinde fortgesetzt werden: das Machen, das Entstehen einer Krippe. „In dieser außergewöhnlichen Vorweihnachtszeit soll diese Krippe Gemeinschaft stiften und uns an das erinnern, was Advent und Weihnachten ausmachen“. Der Wunsch wurde geäußert, dass die entstehende Krippe an jedem Tag in einen anderen Haushalt einkehren und am 24.Dezember in die St. Nikolaus-Kirche zurückkehren sollte.
Und so waren an Weihnachten nicht nur die Initiatoren dieser Sache, sondern auch die beteiligten Familien gespannt, was für eine Krippe neben der ohnehin besonders schönen, traditionellen Krippe von St. Nikolaus stehen würde.
Man darf sagen: Die Idee ist verstanden und aufgegriffen worden, das Werk „Gerbrunner Wanderkrippe“ ist eine kleine Sehenswürdigkeit geworden.
Es ist gebastelt, gemalt, geklebt worden; unter einem gesonderten Dach (in der Kiste) stehen zwei junge Eltern, beinahe elegant gekleidet, bei ihrem Kind an der Krippe, die mit viel Fingerfertigkeit aus vielen kleinen Hölzern gebastelt worden ist; die Hl. Drei Könige sind natürlich auch dabei, sehr eigenständig entworfen und kostümiert; und die Tiere: nicht nur eine Anzahl von Schafen, sondern auch ein (Filz-)Hase und ein Hund, der mit großen Augen auf das Jesuskind schaut, halten sich unter dem Krippendach auf. Ein Engel, kunstvoll aus Papier gebastelt, schwebt über dem Dach der Krippe, Tannengrün und Sterne, mit geschickter Hand arrangiert, bilden die Kulisse der Geburtsszene. Auf einer Kerze sind farbige Buchstaben angebracht: „Hoffnung“ kann man lesen.
Mancher, bei dem die „Wanderkrippe“ Station gemacht hatte, war wohl nicht so gut im Basteln, Töpfern und Kleben. Eine Reihe von meist meditativen Texten ist beigelegt: „Wünsche“ von Carolin No mit sehr persönlichen Wünschen für alle Krippenbauer, der Abendliche Adventskalender 2020 von Paul Weismantel, ein berührendes Weihnachtsgedicht aus Brasilien, weitere Gedichte, Geschichten und Lieder zu Advent und Weihnachten, zudem ein Brief und ein Backrezept für Zimtsterne. Fotografien von der Geburtskirche und -grotte in Bethlehem, aufgenommen von Günter Hermann bei der Pilgerfahrt von St. Nikolaus mit Pfarrer Dr. Steinert vor elf Jahren, führen zum Ursprungsort der wunderbaren Weihnachtsgeschichte.
Man kommt zu einem überraschend erfreulichen Ergebnis, wenn man sich vorstellt, welche Gedanken, Ideen, Entwürfe, Gespräche, Lieder und vermutlich auch Gebete der Aufenthalt der „Wanderkrippe“ an ihren vielen Stationen ausgelöst hat: der christliche Glaube ist trotz vieler Anfechtungen und Erschütterungen in unserer Zeit lebendig. Er scheint bisweilen doch etwas mehr zu sein als ein „bizarres Relikt“ (Houellebecq). Es ist gut, ihn manchmal ganz praktisch „in die Hände“ zu nehmen und eine Krippe zu bauen.

Dank an die Initiatoren der Idee! Dank an alle, die mitgemacht haben!

Von Paul Gerhardt (+ 1676) stammen die Zeilen in seinem berühmten Lied „Ich steh´ an deiner Krippen hier“:
Ich sehe dich mit Freuden an / und kann mich nicht satt sehen, / und weil ich nun nichts weiter kann, / bleib´ ich anbetend stehen.
R. Kies

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