Gerbrunner Christen danken und beten gemeinsam
Die Glocken der beiden Gerbrunner Kirchen, die von St. Nikolaus wie die der Apostelkirche, sind am Sonntag gut zu hören, allerdings nicht zur gleichen Zeit. Die einen rufen zur Hl. Messe um 10 Uhr, die andere zum Gottesdienst um 10.30 Uhr. Es gibt Tage, an denen das Geläut einer Kirche alle Christen von Gerbrunn zu einem gemeinsamen Gottesdienst ruft: Und, wie zu erleben war, wird es nicht überhört.
Zwei gut besuchte ökumenische Gottesdienste wurden in den letzten Wochen des Jahres 2019 gefeiert:
Am Sonntag, 10.11.2019, aus Anlass der Friedensdekade in St. Nikolaus und am letzten Tag des Jahres, Silvester, in der Apostelkirche. Es war schön und es wurde auch gesagt: Wenn wir schon nicht gemeinsam die Eucharistie bzw. das Abendmahl feiern können, dann wollen wir doch bei bestimmten Gelegenheiten und Anlässen gemeinsam singen, beten und die Hl. Schrift lesen. Die Mitgliederzahl beider Kirchengemeinden wird kleiner. Warum sollen sich die Christen Gerbrunns nicht dann und wann treffen, sich ihres gemeinsamen Glaubens vergewissern und ihn bezeugen, gemeinsam Gott danken für gelungenes Leben und ihn bitten, Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft zu schenken?
Ökumenische Gottesdienste werden als Bereicherung des Gemeindelebens empfunden. In der Gemeinschaft der Glaubenden untereinander findet die Begegnung mit Jesus Christus statt. Der evang. Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945) hat dieses Verständnis in der berühmten Formel „Christus als Gemeinde existierend“ zusammengefasst.
Über dem Gottesdienst zur Friedensdekade, erstmals in Gerbrunn gefeiert, stand das Motto: "Friedensklima". Wie ist das Klima in unseren Familien, in den Kirchengemeinden, in Gerbrunn, in unserem Land, in der Welt? Was stiftet Unfrieden? Gefragt wurde, ob nicht der von Menschen verursachte Klimawandel den Frieden gefährdet, zu Verteilungskämpfen und Kriegen führen kann. Warum sind Atomwaffen als Massenvernichtungsmittel noch nicht ganz und gar geächtet (wie es Papst Franziskus fordert )? Sind nicht 1,3 Mrd. Tonnen weltweit weggeworfener Lebensmittel angesichts von ca. 800 Mio. hungernder Menschen ein Skandal, der dem Wunsch nach einer friedlichen Welt jeglichen Boden entzieht?
Frieden war zu keiner Zeit eine Selbstverständlichkeit. Um ihn muss gerungen werden, er darf auch erbeten werden. Mit Martin Luther (1529): „Verleih’ uns Frieden gnädiglich, / Herr Gott, zu unseren Zeiten. / Es ist ja doch kein andrer nicht, / der für uns könnte streiten, / denn du, unser Gott, alleine.“
Der ökumenische Silvester-Gottesdienst in der Apostelkirche, auch ein Novum für Gerbrunn, war von einer angenehmen Stimmung geprägt. Man merkte den Besuchern den gemeinsamen Wunsch an, sich mit gleichgesinnten, gläubigen Christen, Protestanten und Katholiken, vom ausgehenden Jahr zu verabschieden, zu danken für erfahrenes Glück, erlebte Gesundheit, geschenkte Zuneigung und Liebe und darum zu bitten, auch das Neue Jahr mit einer im Glauben begründeten Gelassenheit und Zuversicht anzugehen. Sehr schön waren die Momente der Stille, in denen Besucher vorgingen und am Altar eine Kerze anzündeten oder sich ganz persönlich von den Geistlichen segnen ließen. Beten, danken und bitten auch als eine sinnliche Erfahrung. Dichter kann wohl die Gemeinschaft der Glaubenden nicht erlebt werden wie im gemeinsam gesprochenen „Vater unser“; die Bitte „dein Reich komme“ fasst alle Wünsche und Hoffnungen für das persönliche wie das öffentliche Leben zusammen.
Die beiden ökumenischen Gottesdienste waren für die Teilnehmer schöne, ermutigende Erlebnisse. Pfarrer Johannes Riedel und Pastoralreferent Felix Lamprecht ist sehr herzlich dafür zu danken. Sie haben uns lebendig und glaubwürdig erleben lassen, was die Kirchen trotz ernstzunehmender theologischer Unterschiede gemeinsam glauben und was sie – hoffentlich – zueinander führt.
Zum Schluss des Silvester-Gottesdienstes teilten Riedel und Lamprecht einige statistische Zahlen aus dem Jahr 2019 mit.
Wer sie liest und vergleicht, sieht auch hier manche Gemeinsamkeiten.
Reinhard Kies
Zum ökumenischen Gottesdienst zum Weltgebetstag am Freitag, 7. März 2020 in der Apostelkirche ergeht schon jetzt eine herzliche Einladung.
Im Mittelpunkt der Gebete, Lesungen, Lieder, Gespräche und des Essens steht das krisengeschüttelte Land Zimbabwe in Südafrika.
2019 | Apostelkirche | St. Nikolaus |
Taufen | 9 | 13 |
Erstkommunion | - | 18 |
Firmung | - | 19 |
Konfirmation | 11 | - |
Trauungen | 3 | 1 |
Kirchenaustritte | 21 | 44 |
Kircheneintritte | 1 | - |
Beerdigungen | 16 | 38 |