Am Fest des Kirchenpatrons von St. Nikolaus wurde Pfarrer Dr. Steinert verabschiedet
War er für lange Zeit der letzte, ortsansässige Pfarrer von Gerbrunn? Seit 1712 hat es in dem ehemals kleinen Dorf immer einen Pfarrer gegeben, der in seiner Gemeinde wohnte. Bricht mit dem Fortgang von Pfarrer Steinert diese Tradition ab ? Zunächst jedenfalls.
Als hätte die Pfarrgemeinde gespürt , dass sich in der Geschichte Gerbrunns eine einschneidende Zäsur ereignet, so bot sie alle Energien und Kräfte auf, um den Abschied von ihrem beliebten Seelsorger zu einem denkwürdigen Fest zu machen. Der Pfarrgemeinderat und viele andere Helfer hatten sich mächtig ins Zeug gelegt und eine beeindruckende Feier vorbereitet.
Die Kirche an diesem Nikolaus-Tag (6.12.2014) war so voll wie sonst nur an Weihnachten. Alle Ministranten begleiteten ihren Pfarrer noch einmal zum Altar. Die Organistinnen, Chöre und Musikgruppen der Pfarrei machten den Gottesdienst auch zu einem musikalischen Fest. Mehrere Gemeindemitglieder, junge und ältere, Alt-Gerbrunner und Zugezogene, richteten zu Beginn der Hl. Messe persönliche Worte an Pfarrer Steinert, die nicht nur ihm sichtlich ans Herz gingen. Die ganze Breite seines achtjährigen Wirkens kam zur Sprache. Seine letzte, sehr persönliche, teilweise bewegende Predigt wurde mit großer Aufmerksamkeit angehört, ganz still war es während dieser 15 Minuten in der Kirche. Steinert sprach so, wie ihn die Gemeinde Sonntag für Sonntag erlebt hat. Er bat um Verzeihung bei denen, denen er nicht gerecht geworden sei. Anknüpfend an das Evangelium von den Emmaus-Jüngern sagte er im Rückblick auf die gemeinsame Zeit in Gerbrunn: „Die Situation der Emmaus-Jünger ist auch unsere Situation: Wir merken meist nicht, dass der Herr an unserer Seite ist. An einem Tag wie heute fällt es wie Schuppen von unseren Augen, uns wird klar: er geht alle Wege mit, ermöglicht sie erst. Er verlässt uns niemals. Dafür möchte ich in dieser Stunde Gott und Ihnen allen danken." Er machte der Gemeinde Mut, angesichts der Veränderungen in der Pfarreiengemeinschaft zusammenzustehen, neue Wege zu gehen, sich gegenseitig im Glauben zu bestärken und um Gottes Hilfe zu bitten. Beim Friedensgruß war Pfarrer Steinert lange in der Kirche unterwegs, er wollte ein letztes Mal möglichst vielen die Hand geben und ihnen den Frieden Gottes wünschen. So war Hermann Steinert: Aus tiefem Glauben heraus sah er in jedem, mit dem er sprach, einen Bruder und eine Schwester, mag das Leben noch so kraus und voller Zumutungen gewesen sein. Als dann am Ende „Oh happy day" gesungen wurde, die Leute klatschten und gar nicht aufhören wollten, als Pfarrer Steinert beinahe jungenhaft über das ganze Gesicht strahlte, da war klar: Das war zwar ein Abschied an diesem Abend, aber viel mehr der Dank und die Freude darüber, dass ein solcher Pfarrer in Gerbrunn gewesen war.
Beim anschließenden Empfang im Pfarrsaal lief ein dichtes Programm ab: Die TSV-Chöre trugen z.T. selbst verfasste Lieder vor, der Nikolaus-Kindergarten war mit einer großen Schar gekommen, sang und spielte, der Kirchenpatron St. Nikolaus trat an seinem Namenstag auf, lobte mit launigen Worten den scheidenden Pfarrer und trank auf sein Wohl ein Kreuzberg-Bier.
Pfarrer Johannes Riedel ( ev.Apostelkirche) hatte schon den Gottesdienst mitgefeiert und richtete nun aufrichtige, herzliche Worte an seinen Kollegen. Man habe sich in vielen Gesprächen nichts vorgemacht im Hinblick auf bestehende theologische Differenzen zwischen den Kirchen, doch der gemeinsame Auftrag, sich um die Menschen zu kümmern, für sie da zu sein, habe sie zueinander geführt und tief miteinander verbunden. Ein starkes Plädoyer für die Ökumene der Kirchen.
Bürgermeister Stefan Wolfshörndl, begleitet von seinen beiden Stellvertretern, bedankte sich bei Dr. Steinert für die konstruktive Zusammenarbeit von Rathaus und Kirche. Vieles sei gemeinsam erreicht worden. Nikolaus-Kindergarten, Renovierung der Pfarrkirche und des Pfarrzentrums (2009), anstehende Renovierung des romanischen Glockenturms, eines der ganz wenigen Baudenkmäler Gerbrunns, - man habe immer eine vernünftige Lösung gefunden. Als Abschiedsgeschenk überreichte Wolfshörndl eine Collage mit ausgesuchten Foto von Gerbrunn.
Walter Zeier und Dagmar Zepke, Vorsitzende des St. Nikolaus-Pfarrgemeinderats, machten den Abschluss. Sie dankten noch einmal ihrem Hermann, dem sie auch menschlich nahe gekommen sind in den acht Jahren, und schenkten ihm zum Abschied ein kostbares Glas-Kunstwerk mit dem Motiv des Hl.Nikolaus aus einer Gerbrunner Werkstatt.
Jeder, der an diesem Abend und in dieser Nacht nach Hause ging, hatte das sichere Gefühl: Kirche lebt, auch in Gerbrunn.