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Pax christi Rottendorf lud ein zum Weltfrauentag

Was kommt heraus, wenn sich 17 Rottendorferinnen mit Wurzeln in Syrien, der Türkei, der Ukraine, USA Indien und Deutschland treffen, miteinander reden bei Kaffee, Zopfkuchen – wie in der Bücherei im Wasserschloss am 8. März? Sicher keine Stutenbisse und Zickenkrieg! In Ländern wie dem Iran oder Afghanistan werden Frauen extrem unterdrückt. Doch selbst in Deutschland gibt es noch nicht überall Gerechtigkeit. Anlässlich des Internationalen Frauentag war es wichtig, über Frauen-Freundschaften und Frauen-Solidarität nachzudenken. Beides ist die Bedingung dafür, dass Frauen gemeinsam politisch handeln und aktiv gemeinsam gegen Missstände vorgehen.

Die Vorstellungsrunde am Anfang zeigte, dass viele der anwesenden Frauen sich seit Jahren an verschiedenen Stellen (Bücherei, Gemeinderat, Unterricht) für das Gemeinwohl einsetzen. Sie wissen, dass vieles nur in der Verbindung mit anderen Menschen zu schaffen ist. Ein einzelner Faden reißt schnell – ein Zopf hält vieles aus.

Es gibt sichtbare Verbindungen und Freundschaften zwischen Frauen. Anhand des Buches „Der Zopf“ von Laetitia Colombani wurde gezeigt, dass es auch Verbindungen weltweit gibt, die Frauen gar nicht bewusst sind.  Nachdem Janet Schubert die französische Autorin Laetitia Colombani vorgestellt hatte, beschrieb Barbara Häußler die Handlung des Buches: Die indische Dalit-Frau Smita möchte, dass ihre Tochter Lalita in eine Schule geht, damit sie dem Elend ihrer Eltern entkommen kann. Giulia aus Palermo führt eine Perücken Manufaktur. Die erfolgreiche Anwältin Sarah aus Montreal versucht ihre Familienleben mit 3 Kindern und ihre Arbeit getrennt zu halten. Alle 3 Frauen geraten in eine Krise, in der sie eigene Wege einschlagen. Genau das verflicht die Schicksale der 3 Frauen: Smita verlässt ihre Heimat. Verkauft in einem Tempel ihre Haare um Geld für ein neues Leben zu erhalten, Giulia rettet die Perückenmanufaktur indem sie Haare aus Indien kauft. Die an Krebs erkrankte Sarah verkriecht sich zunächst. Als sie erstmals eine in Italien hergestellte Echthaarperücke aufsetzt, merkt sie, dass sie ihr Leben radikal ändern muss – sich selbst und ihren Kindern zu liebe. Sie denkt an die indische Frau, die ihre Haare hergegeben hat, die italienische Frau, die diese zu einer Perücke verknüpft hat und spürt, wie viele Menschen, ja das „ganze Universum“ an ihrer Genesung mitarbeiten. Das erfüllt sie mit großer Dankbarkeit. Es ist so etwas wie die Umkehrung des Satzes: „Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“ – auch Menschen aus der ganzen Welt können  zusammenwirken um einen einzigen Menschen zu retten.

Beim Frauentreff am 8. März arbeiteten nach der Buchvorstellung Je zwei Rottendorfer Frauen zusammen um einen Zopf aus bunten Wollfäden für ein Freundschaftsbändchen  zu flechten – eine hielt fest, die andere flocht. Eine sehr intimer Moment um sich über das Buch und die Freundschaft zwischen Frauen auszutauschen. Dann legten die Frauen ihre Hände mit den Armbändchen im Kreis um eine Kerze. In den nächsten Tagen wird sie der kleine Zopf am Handgelenk nicht nur daran erinnern, wie wichtig Freundschaft zwischen Frauen ist, sondern auch daran, dass da weltweit unbekannte Frauen sind, die uns tragen.

(Barbara Häußler)

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