header

Gräbersegnung auf dem Alten Friedhof

Fast an jedem Grab standen Familienmitglieder der Toten. Witwen und Witwer, Söhne und Töchter, Enkel und andere Verwandte. Sie alle waren an diesem frühen Nachmittag gekommen, um ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken.
Die Namen der Toten sind auf den Grabsteinen zu lesen. Ihre Gräber sind mit viel Sorgfalt gepflegt und geschmückt, bis in die Nachtstunden hinein brennen auf ihnen Kerzen und Grablichter.

Es berührt und wirft Fragen auf, wie es kommt, dass an Allerheiligen so viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen besuchen. Nur Tradition ? Man tut es, weil es immer so war? Oder spielt es eine Rolle, dass wir an den Gräbern unserer Lieben, unserer Ehegatten, unserer Eltern, unserer Geschwister, unserer Kindern, unserer Verwandten traurig sein dürfen?
In dieser Allerheiligen-Stunde sind wir ganz bei ihnen, sie sind uns ganz nah. Angesichts des Sterbens und des Todes fehlen vielen von uns die Worte, vor den Gräbern stehen wir eher stumm, und dennoch fühlen wir in uns Gedanken der Erinnerung, der Dankbarkeit und der Liebe.
Es war sehr schön und hat viele Friedhofsbesucher angesprochen, als sich Felix Lamprecht, Pastoralreferent von St. Nikolaus, vor der Segnung der Gräber einfühlsam und warmherzig an die Trauernden wandte: „Wenn die Gräber mit Weihwasser gesegnet werden, dann tun wir es, weil unsere Toten einmal mit Wasser getauft wurden. Die Taufe ist das Zeichen der Gemeinschaft über den Tod hinaus. Wie wir Wasser zum Leben brauchen und wie Wasser Leben schenkt, bitten wir um Leben für unsere Verstorbenen und für uns selbst".
Für mich ein besonderes Erlebnis auf dem Alten Friedhof am Allerheiligen-tag : Ein Gerbrunner - wir kennen uns seit vielen Jahren, wir schätzen uns, ich wusste um seine sehr ernsthafte Tumorerkrankung - sagte mir, er habe gewonnen, die Krankheit sei besiegt. Er war heiter und locker, als er mir das sagte. Ich war noch bei den Toten, jetzt einer, der ins Leben zurückgekehrt ist.

Allerheiligen - ich finde es gut, dass es dieses Fest gibt.

­